08 Oktober 2005

Berliner Zeitung: Das Gas der Gasag ist doch nicht billig

Streit um Tarifvergleich von Wirtschaftssenator Wolf

Christine Richter

Der Berliner Gasversorger Gasag ist im bundesweiten Vergleich doch nicht so billig, wie es Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei.PDS) kürzlich im Abgeordnetenhaus behauptet hatte. Aus einem Preisvergleich, der Gaspreisdatenbank des WDR (www.gaspreistabelle.de), geht hervor, dass die Gasag von 632 Anbietern in Deutschland auf dem Platz 158 liegt - also im oberen Drittel.

Wirtschaftssenator Wolf hatte erklärt, bundesweit seien nur 13 Anbieter günstiger als die Gasag. Der Senator zeigte sich zwar sehr verärgert über die Gaspreiserhöhung um zwölf Prozent, erklärte aber, dass man bedenken müsse, dass die Gaspreise in Berlin vergleichsweise günstig seien. Dies stimmt nur, wenn man bestimmte Kommunen miteinander vergleicht. Nach Auskunft der Senatsverwaltung für Wirtschaft griff Wolf nämlich auf den so genannten Brennstoffspiegel zurück, der aber nur die Gasunternehmen in den großen und mittleren Städten aufführt. "Da ist der Vergleich mit Berlin aussagekräftiger", meinte dazu die Sprecherin des Wirtschaftssenators, Brigitte Schmidt. Außerdem habe es sich um Daten vor den bundesweiten Preiserhöhungen zum 1. Oktober gehandelt. Anhand der Gaspreistabelle lässt sich dagegen der aktuelle Stand nach den Tarifsteigerungen ermitteln, fand der Sender Fernsehen aus Berlin (FAB) heraus. Und danach verlangt die Gasag zwar weniger als die Stadtwerke in Leipzig oder Tübingen, aber doch mehr als in 474 anderen deutschen Kommunen. Verglichen wurden jeweils die Endpreise pro Jahr bei der Abnahme von 20 000 Kilowattstunden. Bei der Gasag beträgt der Preis demnach 1 179 Euro.

"Die Zahlen sind richtig", sagte Gasag-Sprecherin Josette Honnef am Freitag. Es handele sich um den üblichen Tarif Vario II, allerdings biete die Gasag auch noch günstigere Tarife an. Wenn der Kunde einen Vertrag über 18 Monate abschließe und der Gasag eine Einzugsermächtigung erteile, dann erhalte er den Tarif Aktiv. Der Endpreis belaufe sich dann nur auf 1 118 Euro.

Honnef wies darauf hin, dass auch die Zahlen des Wirtschaftssenators "nicht falsch" gewesen seien. Nach der Preiserhöhung habe sich Berlin "ein Stück verschoben". Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz forderte Wolf auf, für mehr Transparenz bei den Gaspreisen zu sorgen.
Quelle: Berliner Zeitung, 8.10.2005

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